Traditionswerkstatt Koch zeigt traditionelles Blaudruckverfahren

Es war eine völlig neue Technik, die Reisende der Niederländischen Ostindien-Kompanie zusammen mit der Indigo-Pflanze im 17. Jahrhundert nach Europa brachten: das Blaudruckverfahren. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Technik ihre Blütezeit in Mitteleuropa, doch die Industrialisierung bedeutete für die meisten Druckereien das Aus. Die J.H. Koch Werkstatt aus dem holsteinischen Neustadt ist eine von drei Werkstätten in Norddeutschland, die sich heute noch auf den Blaudruck versteht. Inhaber Klaus Koch-Süzen präsentiert diese alte Kulturtechnik, die seit Ende 2018 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zählt, von Samstag, 8., bis Montag, 10. Juni, beim diesjährigen Flachsmarkt.

Vor allem Gewebe aus Leinen- oder Baumwolle wurden früher mit dem Reservedruckverfahren gefärbt: Der Stoff wurde mit einer Schutzmasse bedruckt und mit Indigo – einem Pflanzenfarbstoff – gefärbt. Auf diese Weise entstand ein weißes Muster auf blauem Grund. Früher wie heute werden mit dem traditionellen Blaudruck zum Beispiel Tischdecken, Schürzen, Kissenbezüge, Taschen und andere Artikel verziert.

Man unterscheidet dabei drei Drucktechniken. Beim „Direktdruck“, entsteht ein blaues Muster auf weißem Grund, da die Farbe direkt auf die Stoffoberfläche übertragen wird. Beim „Reservedruck“ entsteht ein weißes Muster auf blauem Grund. Und beim „Ätzdruck“ wird ein blau gefärbter Stoff mit einer Ätzbeize bedruckt, was ebenfalls zu einem weißen Muster auf blauem Grund führt.

Die Rezepturen der Farben und Entwicklungsbäder werden zum Teil seit Jahrhunderten gut gehütet und in den noch existierenden Druckereien – meist Familienbetriebe – von einer Generation an die nächste weitergegeben. Ein solcher Traditionsbetrieb ist auch die J.H. Koch Werkstatt. Klaus Koch-Süzen, gelernter Siebdrucker und Diplom-Innenarchitekt entschied sich vor rund zehn Jahren, das Familienunternehmen zu übernehmen und die kunsthandwerkliche Textilveredelung der Werkstätten neu zu konzipieren und auszubauen. Heute führt der 54-Jährige das 1803 gegründete Unternehmen in siebter Generation.

Neben dem traditionellen Blaudruck fertigt die Werkstatt den individuellen Handdruck im Direktdruckverfahren auf Leinen und Baumwolle. Mit einem Bestand von über 600 Mustern, bestehend aus bis zu 300 Jahre alten Druckstöcken, wird die traditionelle Textilveredelung gepflegt. „Dabei nutzen wir in unserer Arbeit viel kreativen Freiraum, damit unsere Produkte modernen Gestaltungsansprüchen gerecht werden“, bringt Koch-Süzen seine Maxime auf den Punkt. Spezialisiert hat sich der Betrieb auf die kunsthandwerkliche Textilveredelung mit handgedruckten Unikaten im Blaudruck- und Direktdruckverfahren auf Leinen und Baumwollstoff.

Auf dem Flachsmarkt präsentiert der Unternehmer eine Auswahl an handgedruckten Textilien, gefertigt im Blaudruck- und Direktdruckverfahren. Neben Textilien wie Tischdecken und Vorhängen werden auch Anwendungsbeispiele z.B.  aus dem Bereich der Bekleidung gezeigt. „An unserem Stand werden wir das Druckverfahren erläutern und den Besuchern dieses anhand von Vorführungen nahebringen“, verspricht Klaus Koch-Süzen.

Auch eine Gruppe des Heimatvereins Wulfen präsentiert den Blaudruck. Der Heimatverein Wulfen fühlt sich der Pflege und Erhaltung dieses alten Gewerbes seit langem verpflichtet. Und das kommt nicht von Ungefähr: War doch in früheren Zeiten die Flachsverarbeitung Haupteinnahmequelle vieler Wulfener Bürger. Da wundert es nicht, dass auch die Weiterberarbeitung des Produktes und damit auch der Blaudruck hier beheimatet und damit wichtiger Wirtschaftszweig am Ort war.

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