Wahlefeld-Plakette für die Landsknechte der Burg Linn

Seit ihrer Gründung sind sie so etwas wie die Bewahrer von historischen Sitten und Gebräuchen: die Landsknechte der Burg Linn. In ihren farbenprächtigen Kostümen sind die 20 Mannen seitdem nicht mehr aus dem gesellschaftlichen Leben in Linn und der Region wegzudenken. Die Gruppe ist unter anderem Mitglied im Verein der Museumsfreunde der Burg Linn und im Linner Schützenverein 1388 e.V. Für seine Verdienste um Heimat und Brauchtum wird der Verein „Landsknechte der Burg Linn“ beim diesjährigen Flachsmarkt mit der Leopold-Wahlefeld-Plakette ausgezeichnet.

Pflege von Brauchtum und Tradition haben das Burgstädtchen Linn weit über die Grenzen des Landes bekannt gemacht. Zur Historie der Linner Burg zählen nicht nur Ritter, Bürger und Bauern, sondern auch die Gruppe der Landsknechte. Als Landsknecht bezeichnete man einen zu Fuß kämpfenden Söldner des späten 15. und 16. Jahrhunderts, dessen primäre Waffen die Langspieße oder Hellebarden waren. Durch ihre fortschrittliche und disziplinierte Kampfweise galten sie damals als besonders schlagkräftig. Landsknechte waren aber auch nach ausgebliebenen Soldzahlungen als verheerende Plünderer berüchtigt. Überliefert ist, dass der klevische Amtmann Heinrich von Friemersheim Kriegsknechte auf der Burg in Bereitschaft hielt.

Absolut friedliche Gedanken hingegen waren es, die im Jahre 1954 anlässlich des anstehenden ersten Linner Burg- Trachten- und Heimatfestes aus den Mitgliedern des Vereins „Gesellschaft Burg Linn“ zur Gründung der Gruppe “Landsknechte der Burg Linn“ führten. Dieser neue bunte „Haufen“ wurde angeführt vom Obristen Herbert Prönnecke. Die Landsknechte schlossen sich der Historischen Gruppe an. So wurde der Festzug im gleichen Jahr erstmals von den Landsknechten angeführt, wie bei vielen folgenden Schützenfesten. Mit den Landsknechten hatte die historische Gruppe eine echte Bereicherung erhalten. Bisher stellten Mitglieder der Landsknechte bei den Linner Schützenfesten zweimal den Schützenkönig.

Die Landsknechte der Burg Linn haben für ihr ganzjährig stattfindendes Gruppenleben einen eigenen Versammlungsraum im Herzen von Linn: die “Wachstouw“. Die Männerrunde trifft sich hier regelmäßig einmal im Monat zum Landsknechtsabend bei Speis und Trank. Eine gewisse Trinkfestigkeit ist eine der Tugenden, die neben Ehrlichkeit von den Landsknechten gefordert wird. Dort wird über das interne Gruppenleben, die bevorstehenden Aktivitäten und über die Neuigkeiten in Linn informiert und gesprochen.

Die Landsknechte haben es sich zum Ziel gesetzt das Brauchtum und die Heimatkunde zu pflegen, alle historischen Sitten und Gebräuche zu fördern und nicht zuletzt auch die Tradition der Landsknechte der Burg Linn zu erhalten. Jedes Jahr findet ein 3-tägiges Landsknechtlager an den Rheinwiesen statt, wo, neben dem Königshaus, auch immer wieder andere historische Gruppen zu eingeladen werden, um den Kontakt zu fördern.

1997 bauten die Landsknechte in liebevoller Handwerkskunst einen typisch niederrheinischen Langwagen. Unter Verwendung von vier eisenbereiften Holzrädern aus dem vorigen Jahrhundert entstand ein Gefährt, das die Landsknechte liebevoll “Osere Warel“ tauften. Mit den dazugehörigen Kaltblutpferden dienten die Landsknechte bislang bei vielen Festumzügen als Blickfang und trugen zum Gelingen des jeweiligen Festumzuges bei. Im Februar 2001 wurde Bruno Preuten zum neuen Obristen gewählt, der die Gruppe seitdem anführt.

An ihren zünftigen bunten Uniformen sind die Landsknechte schon von weitem zu erkennen. Sie tragen mit Goldstreifen besetzte Hemden und Hosen in unterschiedlichen Farben mit großen schneeweißen Manschetten und einen prachtvollen Lederwams sowie schwere Stiefel. Dazu kommt das breitkrempige Barett (Hut) mit bunten Federn und natürlich die Hellebarde. Vielen Veranstaltungen geben die Landsknechte in ihren farbenprächtigen Uniformen schon einen tollen Rahmen. Hierzu zählt diverse Veranstaltungen:

Zu Beginn jeden Jahres richten die Knechte den Neujahrsempfang der Bezirksvertretung Oppum-Linn auf der Burg aus. Der jährlichen Verleihung der “Niederrheineule“ auf Burg Linn geben sie einen würdigen Rahmen. Beim “Niederrheinischen Radwandertag“ sorgen die Knechte für einen stilvollen Start und die Siegerehrung auf dem Andreasmarkt. Teilnahme am Linner Nachtwächterrundgang für Kinder. Den Irgardismarkt in Süchteln bereicherten die Landsknechte mehrere Jahre mit Aktivitäten in ihrem Landsknechtlager dort.

Natürlich sind die Landsknechte auch beim alljährlichen Flachsmarkt zu Pfingsten eine echte Attraktion. Traditionell erfolgt die Errichtung des Marktkreuzes durch die Knechte. An allen drei Tagen mischen sie sich aktiv unter die Besucher und sorgen für die typische mittelalterliche Atmosphäre. Wegen der großen Ähnlichkeit der Uniformen ist dabei ein oft gehörter, typischer Ausspruch: „schau mal Musketiere!“

Nicht nur bei Heimatfesten war ihre dekorative Anwesenheit gefragt. Viele Aktivitäten gingen und gehen von ihnen aus, deren Erlöse der Unterstützung der verschiedensten sozialen Einrichtungen dienen. So wurden z.B. die katholischen Kindergärten in Linn sowie das Heilpädagogische Zentrum Krefeld unterstützt und auch beim jährlichen „Spiel ohne Ranzen“ auf der Stadtwaldwiese werden jährlich 500 Kinder mit Kuchen bedient. Außerdem helfen die Landsknechte bei der Ausrichtung des Linner St.Martin‘s Umzuges für die Grundschule. Sie sorgen für die Ausrichtung des Martinsfeuers sowie Beleuchtung und Ordnerdienste vor Ort. Bei politischen oder kulturellen Veranstaltungen in Krefeld bildeten sie den historischen Rahmen dazu. Ein besonderes Ereignis war das Kanzlerfest im Sommer 1982, zu dem die gesamte Gruppe vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt nach Bonn eingeladen war. Als Dank für ihre Aktivitäten wurden die Landsknechte von den für Linn zuständigen MdB‘s mehrmals nach Berlin, auch im Gewande, eingeladen.

Auch wenn der Schützenverein Hilfe benötigt, so helfen die Knechte in vielfältiger Form mit; ob beim Aufbau des Schießstandes zum Vogelschießen oder beim Eindecken der Scheune auf der Margaretenstraße. Bei den Linner Burgfesten zeigen sie die Aktivitäten der Gruppe den interesssierten Besuchern. Natürlich dürfen die Landsknechte der Burg Linn auch nicht beim traditionellen Linner Weihnachtsmarkt fehlen. Hier waren sie von Anfang an immer mit einem Stand dabei. Als erste Gruppe überhaupt zogen sie mit ihrem Stand auf das Burggelände. Mit der herrlichen Burgkulisse im Hintergrund blieben sie nicht lange alleine und viele weitere Standbetreiber folgten. So haben sie maßgeblich zum heutigen, großartigen Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen. Heute kümmern sich die Landsknechte um die Verköstigung der Besucher mit Glühwein und Landsknecht-Spießbraten im Brötchen. Außerdem sorgen die Knechte dafür, dass Nikolaus kleine Süßigkeiten an die Kinder verteilt.

Heute blicken die “rauhen Gesellen“ auf ein über 60jähriges Bestehen zurück. Sie stehen für Pflege von Brauchtum und Tradition, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Die Landsknechte sind kein Verein wo man einfach Mitglied werden kann, sondern ein Freundeskreis der sich Regeln gegeben hat und der neue Mitglieder bei Gefallen aufnimmt. Interessenten sind jederzeit herzlich eingeladen auf einem Landsknechtabend einfach mal herein zu schauen.

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