Einfach immer „gut betucht“

TravelerWeben ist wohl eine der ältesten Techniken zur Herstellung von Tuch, bei der Kett- und Schussfaden rechtwinklig verkreuzt werden. Doch angesichts industrieller Fertigung denken sicher nur wenige darüber nach, wie aufwändig, langwierig und auch kräftezehrend die Arbeit an (Hand-)webstühlen in früheren Jahrhunderten war. Einen Eindruck davon vermittelt Handweberin Kathleen Fritz beim Flachsmarkt 2014 auf Burg Linn.

Bis die Ingenieurin für Getreideverarbeitung ihre Liebe zum Weben entdeckte, hatte sie allerdings schon mehrere Umwege über andere Arten von Handarbeiten hinter sich. Stricken und Häkeln zum Beispiel. Aber wirklich Freude habe sie daran nicht gehabt, gibt Kathleen Fritz zu.

Vor rund zwölf Jahren keimte bei ihr erstmals der Wunsch, selbst Stoff herzustellen. Es folgten Kurse bei verschiedenen Webmeistern; zudem hat  sich die 47-Jährige viel Wissen aus Büchern und Zeitschriften angeeignet. Bester Lehrmeister war jedoch die eigene Neugier: Beim Experimentieren mit Material und Technik hat sie ihre Handwerkskunst erlernt. „Es ist faszinierend, dass ich beim Weben Stoff herstellen kann, ohne das Garn als Ausgangsmaterial zu zerstören; es wird durch Verkreuzungen nur in Form gebracht“, betont Kathleen Fritz. Das Weben sei für sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Kunsthandwerk.

Kathleen Fritz arbeitet vorwiegend am Flachwebstuhl, in dem sie Stoffe bis zu einem Meter Breite verarbeiten kann, sowie am mobilen Gurtwebgerät, an dem sie seit rund einem Jahr mit „gemusterter Leinwandbindung“ experimentiert. Hiermit produziert sie meist fertige Textilien wie Schals, Tischläufer, Taschen und Wandbehänge, seltener auch  Meterware für die Weiterverarbeitung.

Bei aller Kenntnis des Handwerks findet Kathleen Fritz immer noch neue Herausforderungen: „Mich reizen primitive Webgeräte wie das Rückenband-Webgerät („backstrap loom“), das heute unter anderem noch in Peru zum Einsatz kommt“, berichtet die Darmstädterin. Vielleicht, so  sagt sie, baue sie sich eines selbst, oder könne ein solches Webgerät irgendwo erwerben.

Auf dem Flachsmarkt demonstriert sie den Besuchern das Weben mit dem mobilen Gurtwebgerät. Außerdem stellt sie Textilien aus, die sowohl im Flachwebstuhl als auch im Gurtwebgerät entstanden sind.

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