Ein Mitwinterhorn zum Jubiläum

Rund um Achterhoek ist es zwischen dem ersten Adventssonntag und dem Dreikönigstag ein jahrhundertealtes Ritual, um die Dunkelheit zu vertreiben und das Licht anzukündigen: das Spielen des Mitwinterhorns. Einer der sich darauf versteht, ist Dinant Beunk aus Lochem. Der 61-jährige Niederländer spielt nicht nur das Horn, sondern fertigt es auch. Seit 30 Jahren zeigt er diese Kunst auf dem Krefelder Flachsmarkt. Zum Jubiläum wird Beunk der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt e.V. ein von ihm handgefertigtes Exemplar des seltenen Instruments als Geschenk überreichen.

Mundpropaganda unter Beschickern historischer Kunsthandwerkermärkte hatte den Niederländer 1988 erstmals zum Flachsmarkt gebracht. „Ich bin bei verschiedenen Veranstaltungen immer wieder einem ‚historischen Barbier‘ begegnet“, erinnert sich Beunk. Bei einem Schnäpschen sei man ins Gespräch gekommen; schließlich habe der Barbier ihm zur Teilnahme am Krefelder Flachsmarkt geraten. „Also habe ich Kontakt zur Arbeitsgemeinschaft aufgenommen und mich – mit Erfolg – beworben“, so der Hobby-Instrumentenbauer. Seitdem hat er keinen einzigen Flachsmarkt versäumt. Aus gutem Grund: Während manche Veranstaltungen eher Flohmarktcharakter haben, ist der Flachsmarkt ein einzigartiger historischer Markt, auf dem Qualitätshandwerk präsentiert wird. Klasse statt Masse eben. Deshalb will Beunk noch möglichst lange im Schatten von Burg Linn sein Handwerk präsentieren.

So können die Besucher auch in diesem erleben, wie aus einem Birkenstamm ein Instrument entsteht. „Im Laufe der Jahre habe ich mein Repertoire übrigens erweitert und weiterentwickelt“, erzählt der Niederländer. Heute fertigt er auch traditionelle Holzblasinstrumente aus Norwegen und dem Sudan. Und sogar australische Didgeridoos, die mittels eines speziellen Adapters mit einem klassischen Mitwinterhorn zu kombinieren sind. Das bleibt nach wie vor Kernstück seines Flachsmarkt-Standes: Das Mitwinterhorn ist ein traditionelles Blasinstrument, das noch heute in den niederländischen Regionen um Twente, die Veluwe, Drenthe, Groningen, Achterhoek und in den grenznahen Gebieten am Niederrhein zum Einsatz kommt. Das zwischen 1,20 und 1,50 Meter lange Horn wird üblicherweise aus gekrümmten Birken-, Erlen- oder Weidenhölzern gefertigt. Wo genau der Ursprung des Mitwinterhorns liegt, ist bis heute unbekannt. Einer der frühesten Hinweise findet sich auf zwei Abbildungen von Posaunenspielern im „Utrechter Psalter“ (etwa um 850), einem Meisterwerk der karolingischen Buchkunst. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Instrument im Jahr 1485 – ein entsprechendes Dokument findet sich in Xanten am Niederrhein.

Neben Dinant Beunk feiern in diesem Jahr weitere Handwerker ihr 30-Jähriges auf dem Flachsmarkt. Dazu zählen Herwart Frie (Porzellandesign), Gunter und Niki Hermans (Gefäßkeramik), Mauga Houba-Hausherr (Portraitmalerin) und Ellen Ostendorf (Handdruck auf Stoff/Papier).

In diesem Jahr werden aber auch 15 neue Handwerker auf dem Flachsmarkt vertreten sein, und freuen sich, zum ersten Mal ihre Künste rund um Burg Linn zu präsentieren.

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